Die Pfälzer

Hell unn piffig
uzig unn kniffig
Kän dag ohne Wertshaus
krakeelig bis dortnaus
Iwwer alles räsonniere
bei jedem Wort dischbediere,
unn dorschtig wie en Mälzer:
des is a echter Pälzer.

Mit diesem alten Postkartenspruch sind die Pfälzer treffend charakterisiert. Aber trotz hell und pfiffig, haben viele Pfälzer das Problem, etwas aus sich zu machen und sich selber darzustellen. Aus dieser Unsicherheit entsteht dann oft der Drang zu übertreiben und so werden die Pfälzer schnell zu 'Krischer', wird das Schreien zur Tugend der Selbstbehauptung. Aber letztlich vereinen sich hier nur die Eigenschaften der Pfälzer Weine, die als vollmundig, kräftig und sauber gelten, mit den Eigenarten der Menschen, die gradlinig und bodenständig sind, manchmal vielleicht etwas derb und deftig. Aber alle zeichnen sich durch eine Freundlichkeit und Herzlichkeit aus, mit der sie ihre Gäste an ihren Festen und Weinkerwen teilnehmen lassen. Wer einmal erlebt hat, wie bei einem Weinfest das Schoppeglas von Mund zu Mund die Runde macht, wendet sich entweder als Gast mit Grausen oder er ist für immer von dieser Gastfreundschaft begeistert.


... und ihr 'Schbrooch'

Wie die Mentalität des Pfälzers, so ist auch seine Mundart, seine 'Schbrooch', offen und ehrlich, aber auch laut und schnell. Viele Worte kommen aus dem Französischen wie das 'Lawabo' für Waschschüssel oder der 'Potschamber' der Pot de Chambre, der Nachttopf aus der Zeit, als die Toiletten noch nicht im Haus waren. Und in jedem zweiten Satz taucht der Ausdruck 'alla' auf, was von 'aller' kommt, aber heute nicht mehr seine ursprüngliche Bedeutung hat. Mit 'alla' kann man jedes Gespräch beginnen und beenden, wobei ein Gespräch in der Pfalz ja schnell in 'dischbediere', in einen Disput übergeht. Beim Dischbediere geht es dann schon laut zu und ein Außenstehender befürchtet oft das Schlimmste.

Die Pfälzer Mundart ist aber auch ziemlich derb und das Zitat von Götz von Berlichingen wird häufig gebraucht. Doch für viele Pfälzer grenzt dieser Ausspruch schon fast an eine Liebeserklärung. Eines der Lieblingsworte des Pfälzers ist 'Verz' von 'einen fahren lassen' und erscheint in vielen Varianten. 'Mach kaa Verz...' meint: Rede keinen Quatsch oder mach keinen Unsinn. Macht jemand große Sprüche, ist er ein 'Verzbeitel' und bekommt zu hören 'des sinn Verz mit Kricke' (Krücken). Redet einer zuviel so sagt man zu ihm '..spar dir dei Verz'. Aber der schönste Ausdruck aus dieser Kategorie ist der 'Verzverdeeler', wie man in manchen Gegenden zu dem Rückenschlitz eines Mantels sagt.

In vielen Dialekten gibt es mehr oder weniger obszöne Ausdrucke für das lustvolle Beieinander von Mann und Frau. Die Pfälzer gebrauchen dafür gerne das gleiche Wort, das sie auch für tüchtig trinken benutzen, nämlich 'berrschte'. Wer auch sonst außer ein Pfälzer könnte auf die Idee kommen, seine beiden Lieblingstätigkeiten auf ein Wort zu konzentrieren.

Um noch einen kleinen Eindruck von der 'Pälzer Schbrooch' zu hinterlassen, hier noch ein Gedicht von Karl Räder, einem der vielen Mundartdichter der Pfalz:


Pälzer Winzer, Pälzer Wei,
Pälzer Schbrooch un Sunneschei,
Pälzer Duwak, Pälzer Worscht,
Pälzer Mäd un Pälzer Borsch,
Pälzer Frohsinn un Humor
Pälzer Lieder frisch un klor,
Pälzer Wald und Pälzer Feld
gibt's nur emol in de Welt!